Grußwort zum NARKA 2024
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
grundsätzlich sollten wir uns freuen: unsere Angebote werden endlich wahrgenommen. Wir wollten schon immer eine große Menge an bislang stationär durchgeführten Operationen in den ambulanten Bereich überführen. Die sog. Fallpauschalen nach § 115f sollen das beschleunigen. Aber wieder einmal macht man es in der Ausführung falsch. Man missachtet die Kompetenz praxisambulanter Leistungserbringer in Ausführung und Organisation. Soweit das Drehbuch für unser Theaterstück.
Tragisch: die Krankenhäuser werden stattdessen zu etwas gezwungen, was sie bislang nicht mussten und daher auch meist nicht können: Ambulantes Operieren. Die Kompetenz der Niedergelassenen ist in diesem Rahmen nicht gefragt. Für sie sind die Fallpauschalen mit höheren Sachkosten als denen in den Krankenhäusern einfach falsch kalkuliert. „Systemischen Fehler“ nennt man so etwas. Wie in der Matheprüfung: wenn der erste Rechenschritt falsch ist, stimmen alle anderen Ergebnisse auch nicht.
Allerdings überlässt das BMG diesen Rechenfehler der Selbstverwaltung. Diese setzt alles daran, diesmal keine weitere Rechtsverordnung zu kassieren. Damit wird der Rechenfehler einfach ignoriert. Das könnte an eine Komödie erinnern, gäbe es nicht die Folge, dass sachkostenvariable Operationen praxisambulant nicht mehr erbracht werden.
Gleichzeitig beginnt das Duell zwischen Anästhesisten und Operateuren. Es existiert offenbar noch oft interdisziplinär die Wahnvorstellung, dass die Arbeit des Operateurs mehr wert sei als die des Anästhesisten.
In dieser Gemengelage hilft nur Klarheit! Dazu gehören unsere Warnung vor Fehlanreizen durch falsch interpretierbare Abrechnungsmöglichkeiten nach § 115f. Die absolut unverständlichen Preisunterschiede zwischen Klinik- und Praxispreisen für Sachkosten müssen bekämpft werden.
Und ganz wichtig ist eine Orientierungshilfe bei der Aufteilung der Fallpauschalen zwischen Operateur und Anästhesist. Mit unserer Empfehlung der Aufteilung, die zwischen BDA und BDC vereinbart wurde, haben wir eine ausgesprochen faire und betriebswirtschaftlich nachvollziehbare Berechnung zugrunde gelegt, die niemanden übervorteilt.
Was bis Mitte September passieren wird, lässt sich nur ahnen: es wird Kolleginnen und Kollegen geben, die sich mit ihren Operateuren wegen der Aufteilung überwerfen. Andere werden die Kooperationen gemeinschaftlich für Honorarsteigerungen nutzen und glücklich sein. Geld und vor allem Personal werden nach wie vor für die neuen Leistungen fehlen. Wer aber partnerschaftlich konstruktive Ideen entwickelt, wird von der „Ambulantisierung“ profitieren können.
Drama oder Komödie? Darüber wollen wir auf dem NARKA 2024 diskutieren. Wir wollen die „best practice“ und Kooperationsgespräche üben und uns über die Kompetenz in der ambulanten Anästhesie austauschen. Dazu laden wir diesmal auch bewusst und vermehrt unsere anästhesiologischen Kolleginnen und Kollegen aus den Kliniken ein. Wie immer ist der NARKA ein Platz für Austausch und Kontakte. Nutzen Sie ihn für sich und Ihr Team, denn die Pflege ist auch in diesem Jahr berücksichtigt.
Bringen Sie sich in die Diskussionen mit Entscheidungsträgern ein und gestalten Sie unsere gemeinsame Zukunft in der deutschen Anästhesiologie mit. Dazu gibt der NARKA seit Jahren Impulse.